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Eisbachwelle – der ultimative Guide

Eisbachwelle München

Die Eisbachwelle hat im Laufe der Jahre internationale Aufmerksamkeit erregt und ist zur einer wichtigen Touristenattraktion in München geworden. Surfer aus allen Teilen der Welt reisen hierher, um an der weltweit bekanntesten Flusswelle zu surfen. Rund um die Eisbachwelle hat  eine einzigartige Community von Surfern gebildet. Die Welle birgt aber auch Besonderheiten und Gefahren.

Inhaltsverzeichnis

Warum man auf dem Eisbach surfen kann

eisbachsurfer eisbachwelle muenchen
Stehende Wellen wie die Eisbachwelle erlauben es Surfern ohne Seil in einem Fluss zu surfen. Damit in einem Fluss oder einem Kanal eine Welle entstehen kann braucht es eine ausreichende Wassermenge, genug Fließgeschwindigkeit und eine Schwelle an der das Wasser durch einen Höhenunterschied nochmals an Energie gewinnen kann. Nach dieser Schwelle muss das Wasser durch Störsteine, eine Rampe oder ein stehendes Bassin abgebremst werden damit eine Welle entsteht.

Geschichte der Eisbachwelle

Eisbachwelle München Karte
Die Entstehung des Eisbachs in München geht auf das Jahr 1789 zurück. Damals überließ der Graf von Rumford dem bayerischen Kurfürsten Karl Theodor ein großes Gelände am östlichen Stadtrand von München. Das war der Startschuss für den Bau des Englischen Gartens unter der Leitung des Gartenkünstlers Friedrich Ludwig von Schell.

In der mehrere Jahre dauernden Bauphase entstanden die berühmten Bauwerke Monopteros, der Chinesische Turm und eben als Isarkanal auch der Eisbach. Wann hier genau zum ersten Mal Wasser eingelassen wurde und wann genau die für die Welle verantwortlichen, hinter der Welle befindlichen und gefürchteten Steinquader installiert wurden ist nicht bekannt.

Die ersten Surfer an der Eisbachwelle

Eisbachwelle Geschichte
Die ersten „Eisbachsurfer“ in den 70er Jahren nutzten dabei noch gar nicht die damals noch sehr selten surfbare Welle. An der Stelle wo heute oft 24 Stunden am Tag die Welle gesurft wird entstand zunächst das „Schleppbrettsurfen“. Dazu band man ein Holzbrett mit einem Seil an eine Brücke oder an einen Baum am Flussufer, stellte es im Wasser quer bis die Spannung im Seil maximal war und genoss nach einer Entlastung des Holzbretts das kurze Gleiten über das Wasser.

Während der Eisbach noch nicht in der heutigen Form gesurft wurde, war die Geburtsstunde des modernen Riversurfens 1972 an der Münchner Floßlände, wo damals schon eine Welle stand die ohne Seil surfbar war. Der Eisbach galt damals noch weitgehend als nicht surfbar, weil es dort meist keine glatte Welle gab, sondern nur eine Weisswasserwalze.

Das änderte sich in der 80er Jahren, als der damals allseits gefürchtete Walter „Der Hausmeister“ Strasser Eisenbahnschwellen ins seitliche Flussbett montierte. Dadurch änderte sich die Strömung, wodurch öfters eine surfbare Welle entstand. In den folgenden Jahren entwickelte sich die Konstruktion um die Eisbachwelle weiter. Durch diese Aktion erklärte Walter Strasser den Eisbach auch zu seiner Welle und der heute noch gefürchtete Localism am Eisbach entstand.

Die Eisbachwelle und die Behörden

Christian Ude an der eisbachwelle
Seit dem war das Eisbachsurfen zwar offiziell verboten, wurde aber mehr oder weniger geduldet. In den schwierigsten Zeiten jagten Polizisten teilweise flüchtende Surfer mit gezogenen Pistolen durch den englischen Garten und Surfboards wurden beschlagnahmt.

2008 wollte der Freistaat Bayern dann das Surfen am Eisbach komplett verbieten, weil dieser für mögliche Unfälle keine Haftung übernehmen wollte. Die Münchner Surfer, allen voran Petra Offermanns mit der Interessensgemeinschaft Surfen München (IGSM), wehrten sich dagegen aber erfolgreich. Der damalige Oberbürgermeister Christian Ude kam den Surfern zur Hilfe.

eisbachwelle münchen geschichte

2009 übernahm die Stadt München vom Land Bayern im Tausch gegen einen anderes Grundstück die Fläche rund um den Eisbach und erlaubte das Surfen am Eisbach “für geübte Surfer” auf eigene Gefahr. Dann war am Eisbach erstmal Ruhe und die Surfer konnten ungestört dem Sport nachgehen. Erst 2023 verschlechterte sich die Situation für die Surfer wieder. Ein neuer Behördenleiter erschwert seitdem die bis dahin problemlose Modellierung der Welle.

Faszination Eisbachwelle

Surfer an der Eisbachwelle in München
Was die Eisbachwelle so einzigartig macht, ist nicht nur ihre mitten in der Stadt gelegene Lage, sondern auch die Tatsache, dass sie das ganze Jahr über surfbar ist. Selbst bei kalten Temperaturen im Winter ziehen die Surfer ihre Neoprenanzüge an und stürzen sich in die Fluten. Die Wassertemperatur mag zwar herausfordernd sein, aber der Reiz, auf einer künstlichen Welle im urbanen Umfeld zu surfen überwiegt.

Die Eisbachwelle hat im Laufe der Jahre auch internationale Aufmerksamkeit erregt und ist zur bekannten Touristenattraktion geworden. Surfer aus allen Teilen der Welt reisen nach München, um an dieser einzigartigen Welle zu surfen. Die Welle hat eine eine einzigartige Community von Surfern geschaffen.

Mit dem Aufkommen des Internets und sozialer Medien verbreiteten sich Videos und Bilder von Surfern an der Eisbachwelle rasch in der Surfgemeinschaft weltweit. Die einzigartige Kombination aus urbaner Umgebung und anspruchsvollen Wellen zog Surfer aus verschiedenen Teilen der Welt an. Die Eisbachwelle wurde ein Bestandteil der globalen Surfkultur und Innovationstreiber für mittlerweile viele natürliche und künstliche Nachbauten der Surfwelle.

Das Denkmal für die Eisbachwelle

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2009 kam mit „Keep Surfing“ ein deutscher Dokumentarfilm über die Eisbachwelle in die Kinos. Der Film porträtiert die Eisbach und die Subkultur die sich rund um die Welle gebildet hat. Neben vielen Actionaufnahmen werden Surfer mit sehr verschiedenen Lebensentwürfen und Biografien vorgestellt. Den Film kann man aktuell z.B. bei Amazon Prime Video streamen.

Riversurfen vs. Surfen

riversurfen vs surfen
Grundsätzlich ist das Surfen im Fluss weniger komplex als das Surfen im Meer, weil man die Wellen nicht auswählen, sich richtig positionieren und erpaddeln muss. Auch der für Einsteiger oft schwierige Take Off fällt weg. Allerdings gibt es leicht zu surfende und sehr schwer zu surfende Riversurfwellen. Von allen permanent laufenden Wellen ist hier die Eisbachwelle definitiv die an schwierigsten zu surfende Welle, da sie nicht wie andere Wellen (z.B. Floßlände München oder Riverwave Ebensee) ein glattes Wellenface hat, sondern sehr buckelig ist. Man muss die Welle und ihre Sections gut kennen um hier klarzukommen.

Surfsaison und Surfzeiten

Eisbachwelle Surfzeiten
An der Eisbachwelle wird oft 24/7 gesurft. Im tiefstem Winter schützen sich die Surfer mit dicken Neopren vor der Kälte, Nachts beleuchten oft von Surfern mitgebrachte Flutlichtstrahler die Welle. Eine optimale Tageszeit gibt es daher an der Eisbachwelle nicht. Wenn man noch nicht so gut surft empfiehlt es sich aber eher zu Nebenzeiten (z.B. Vormittags unter der Woche) zu surfen. Dann hat man eher seine Ruhe und ist nicht dem „Crowd Pressure“ ausgesetzt. Obwohl die Welle 24/7 läuft, schwankt die Qualität der Welle auch mit dem Wasserstand.

Die Webseite eisbachwetter.de bietet sowas wie einen Forecast für Eisbachsurfer.

Die Gefahren der Eisbachwelle

gefahren eisbachwelle
Es ist wichtig zu beachten, dass die Eisbachwelle aufgrund ihrer besonderen Lage und der Herausforderungen die sie mit sich bringt nicht für Anfänger geeignet ist. Nur erfahrene Riversurfer sollten sich in die Fluten stürzen, um Unfälle zu vermeiden und die Sicherheit aller Beteiligten zu gewährleisten.

Der Eisbach ist auch kein Ort, um mit dem Riversurfen anzufangen. Selbst dann nicht, wenn man im Meer schon Erfahrung gesammelt hat. Surfer mit mangelndem Können gefährden hier ihre eigene Gesundheit und das Fortbestehen der Eisbachwelle als Surfspot. Hinter der Welle befinden sich vier Reihen von Betonquadern, die Strömungsbremsen. Bei unkontrollierten Stürzen kann man auf diese gedrückt werden und Verletzungen davontragen.

Wenn unerfahrene Surfer an der Eisbachwelle von den etablierten Surfern weggeschickt werden hat das daher oft weniger mit dem unter Surfern allseits bekannten „Localism“ zu tun, sondern mehr mit der Bestrebung der Surfer den Erhalt der Eisbachwelle als für alle zugängliche Sportstätte zu sichern.

Nur durch die 2009 von den Surfern zugesagte Selbstregelung kam es zur Legalisierung der Welle. Die Weisungen der erfahrenen Eisbachsurfer sollten daher zum Wohle der Welle immer respektiert werden.

Surfboards und Material

Übersicht Surfboards Eisbach München
Am Eisbach werden vorallem Riverboards zwischen 4’8 und 5’8 Länge, flacher Rocker Line und mittel bis viel Tail Area gesurft. Vom Finnen Setup ist ein Thruster Set mit kleiner Centerfinne am verbreitetsten. Surfboards die zwischen Betonwänden gesurft werden sollten stabiler sein als Meerbretter, da sie auch mal Stöße gegen die Betonwände aushalten müssen.

Buster Surfboards hat die größte Range an verschiedenen Shapes für die Eisbachwelle im Angebot. Zur Wahl des richtigen Surfboards am Eisbach haben wir einen eigenen Artikel geschrieben: Surfboards am Eisbach.

Eisbachwelle im Winter
Da der Eisbach fast immer recht kalt ist, empfiehlt sich zu jeder Jahreszeit ein Neoprenanzug. Das kann im Hochsommer ein Shorty sein, im Winter ein 6/4 hooded Wetsuit, mit Boots und Handschuhen.

Szene und Localism

hausmeister walter strasser eisbachwelle

Localism an der Eisbachwelle hat seine eigene Geschichte. Der bekannteste und härteste Local war in den Anfangszeiten der so genante „Hausmeister“ Walter Strasser. Er war grundsätzlich jedem neuen Surfer auf der Welle unaufgeschlossen und trug dazu bei, dass der Eisbach den Ruf bekam ein Spot mit hartem Localism zu sein. Auf Walter Strasser folge dann die „FUS“ Crew und die „Most Hated“ Crew, die ebenfalls mit Localism in Verbindung gebracht werden.

eisbachwelle szene localism

Ein absoluter Höhepunkt in der Geschichte der Eisbach Crews war neben dem Kinostart des oben genannten Kinofilms „Keep Surfing“ der Gewinn der Nike Choosen Contest im Jahr 2011 durch die FUS Crew. Dieser Contest war damals der weltweit größte Extremsport Video Contest. Die FUS Crew setzte sich gegen insgesamt 1800 Crews weltweit durch und kassiere 40.000$ Siegprämie.

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Aktuell ist es aber so, dass jeder der das Riversurfen beherrscht und nicht mit offensichtlich ungeeignetem Material an die Welle kommt, dort in Ruhe surfen kann. Egal ob jemand freundlich darauf hingewiesen wird, dass es in München auch einfacher zu surfende Wellen gibt oder aggressiv weggeschickt wird: dieses Verhalten hat weniger mit Localism zu tun oder dass die Locals die Eisbachwelle für sich alleine haben wollen.

Vielmehr ist das Verletzungsrisiko auf der Eisbachwelle für unerfahrene Surfer einfach zu groß. Zu viele Unfälle an der Welle könnten den Fortbestand der Welle gefährden. Wenn man merkt, dass man an der Eisbachwelle nicht willkommen ist, sollte man erstmal seine Skills an anderen Wellen wie an der kleinen Eisbachwelle / E2 oder an der Münchener Floßlände verbessern.

Tipps für Einsteiger an der Eisbachwelle

Eisbachwelle München Tipps
Tipp 1: Wenn du beim Surfen ins Wasser fällst, falle immer möglichst flach aufs Wasser und versuche möglichst weit oben auf der Wasseroberfläche zu bleiben. Dadurch sinkt das Risiko auf einen schmerzhaften Kontakt mit den Störsteinen hinter Wasser.

Tipp 2: Der Eisbach hat als Einstieg die Holzseite (besser für Goofy Surfer) und die Steinseite (besser für Regular Surfer). Der Aussteig an der Steinseite ist nicht ganz einfach. Beobachte vorher erst andere Surfer beim Aussteigen, bevor du dich selber ins Wasser wagst.

Tipp 3: Gestartet wird an der Eisbachwelle immer abwechselnd von rechts und links. Ausnahmen sind vorher angekündigte „Air Shows“ oder wenn jemand auf der Priority Seite jemand anderen vorwinkt (z.B. weil die Schlangen an beiden Seiten unterschiedlich lang sind)

Tipp 4: Gehe bei deinen ersten Versuchen an der Eisbachwelle besser zu Nebenzeiten surfen, also zum Beispiel unter der Woche am Vormittag.

Tipp 5: Kauf dir kein vermeintlich für den Eisbach geeignetes, gebrauchtes Surfboards im Internet. Wenn du keine Ahnung hast, was für ein Board du brauchst wird sowas dann meist zum Fehlkauf und erschwert dir den Einstieg.